Die Kirche ist eine Stätte christlichen Glaubens. Zentrum dieses Glaubens ist das Bekenntnis zu JESUS CHRISTUS, dem Sohn Gottes und Erlöser der Menschen. Christlicher Glaube ist keine weltfremde oder überholte Weltanschauung, sondern ein realistisches Vertrauen auf die Größe Gottes uns sein Wirken in der Welt. Christen entdecken im Glauben einen tiefen Lebenssinn und schöpfen daraus Kraft für die Höhen und Tiefen des Lebens. Der Glaube bewirkt eine positive und verantwortungsvolle Einstellung zum Leben.
Zur Ev.-Luth. Kirchgemeinde Großrückerswalde gehören etwa 1600 Gemeindemitglieder.
Die Kirche steht 607 Meter über dem Meeresspiegel. Als Entstehungszeit der Kirche in ihrer heutigen Gestalt gilt das Jahr 1457/60.
Mittelalterliche Fehden, die Angst vor Hussiteneinfällen und der sächsische Bruderkrieg (1446 – 1451), führten zum wehrhaften Ausbau der alten, aus den Anfängen des Dorfes stammenden Kirche. Das Kirchengebäude sollte eine „feste Burg“ und ein Gotteshaus für alle Zeiten sein.
Diese Gegend war von Franken im 12./13. Jahrhundert besiedelt worden. Schwere Rodungsarbeiten im Miriquidiwald (Erzgebirgswald) waren zur Anlage des Ortes notwendig. Großrückerswalde wird erstmals 1386 urkundlich erwähnt (Rotgerswalde). Zeugen aus jener Zeit sind die Anlagen des alten die Kirche umgebenden Friedhofs, die Grundmauern der Kirche und eine Marienfigur (Maria als Himmelskönigin) an der Nordseite der Sakristei (außen). Bereits 1529 setzte sich in Großrückerswalde die lutherische Reformation durch. Die schmiedeeisernen Grabkreuze sind jüngeren Datums (19. Jahrhundert) und entstanden wohl nach Anregungen eines heimischen Schmiedegesellen, die er aus Böhmen mitbrachte. Die an den Kreuzen befindlichen Kästchen („Bücher“) beinhalten den Lebenslauf bzw. ein Glaubenszeugnis des Verstorbenen (vgl. schmiedeeisernes Kreuz hinter der Eingangstür im Inneren der Kirche).
Die Wehrkirche zu Großrückerswalde gehört zu vier noch erhaltenen Wehrkirchen des Erzgebirges: Mittelsaida, Dörnthal, Lauterbach. Die 1953 als Stiftung des Dresdner Kreuzkantors Prof. Rudolf Mauersberger geweihte Kreuzkapelle in Mauersberg ist der dortigen 1889 abgerissenen Wehrkirche nachgestaltet worden. Die Wehrkirche erhielt einen erweiterten Dachboden. Sieben baumlange Balken grenzen den Dachboden wehrhaft nach außen ab. In die Balken sind Schießschlitze eingearbeitet. Man verteidigte sich mit Armbrust, Pfeil und Bogen.
Die Fenster und die Anbauten sind in den darauffolgenden Jahrhunderten je nach Erfordernis umgestaltet worden.
Das Dach ist mit Holzschindeln gedeckt und bedarf besonderer Beachtung in Form und Stil.
Wenn wir das Innere der Kirche betreten, fällt uns auf, dass fast in jedem Jahrhundert gebaut worden ist. Das Gestühl ist etwa 200 Jahre alt, die Kanzel stammt von 1690 und war bis 1829 an der Südwand angebracht. Der Altar war im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden. 1649 bekam unsere Kirche den jetzigen barocken Altar. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (Zeit des Rationalismus) wurde wertvolles Bildmaterial an den Emporen und an der Decke durch Überstreichen zerstört. Die wertvollen Bilder, die jetzt die Emporen schmücken, kamen 1927 aus Jöhstadt hierher und stammen aus der dortigen 1839 abgebrochenen St.-Josefs-Kapelle.
Die untere Reihe stellt biblisches Geschehen des Neuen Testaments, die obere Reihe Geschehen des Alten Testaments dar. Es handelt sich um so genannte Bauernmalerei, d.h., die biblische Geschichte wurde für den einfachen Menschen gemalt –biblia pauperum.
Die letzten fünf Bilder der 2. Empore berichten auf dem Hintergrund biblischer Geschichten von Gewerben des Erzgebirges: Köhler, Bergmann, Schmied, Bäcker, Händler.
Besonders wertvoll ist das Pestbild von 1583 an der Westseite unter der Orgelempore. Es zeigt das Dorf Großrückerswalde mit seiner Kirche in der Zeit der Pest. 72 Einwohner starben in diesem Jahr an der Seuche. Auf dem Bild sehen wir Engel (helle Farbe und Flügel), die eine Bewahrung von Häusern anzeigen, und dunkle bewaffnete Engel, die den Pesttod in die Familien bringen. HERR der Zeit ist Gott, dargestellt in schlichter Form als Vater, Sohn und heiliger Geist über den Wolken (mittelalterliche Denkform). An der Nordempore des Altarplatzes finden wir ein Sargkreuz. Es ist etwa 300 Jahre alt und wurde als Triumphkreuz gestaltet.
Dargestellt ist Gott-Vater mit Kreuz und Weltkugel; eine Taube als Zeichen des Heiligen Geistes und Christus als Sieger auf einem Palmenzweig. Besiegte sind: Die Zeit (Sanduhr) und der Tod (Totenkopf). Der Tauftisch und das Lesepult wurden 1970 in Anlehnung an die Kanzel neu hergestellt.
Die Orgel ist ein wertvolles altes Instrument von 1829. Sie hat 1201 Pfeifen und wurde von Orgelbaumeister Steinmüller aus Grünhain gebaut.
Das Geläut besteht aus drei Glocken. Außerdem hat die 300 Jahre alte Uhr eine kleine Glocke.
Beim Umsehen und Betrachten wird der Besucher noch manch schönes Kleinod entdecken.
Die Kirche will als Haus Gottes durch ihre Gestaltung und ihren Schmuck zum Nachdenken über das Leben einladen. Im Mittelpunkt steht das Kreuz. Es weist darauf hin, daß der gekreuzigte Jesus den Tod besiegt hat und jetzt als Auferstandener gegenwärtig ist.
Jeden Sonntag versammelt sich die Kirchgemeinde des Ortes, um Gottesdienst zu feiern. Besucher der Kirche und des Ortes sind jederzeit herzlich willkommen.
Ihre Kirchgemeinde Großrückerswalde
„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ Psalm 26, 8